
06 Apr. OVERTHINKING KILLT DEINE MUSIK! HÖR AUF ALLES TOTZUDENKEN!
Du sitzt da. Vor deinem Laptop. Zwanzig Spuren offen, zig Plugins geladen, drei verschiedene Refrains in der Auswahl. Und was passiert? Nichts! Du drehst dich im Kreis. Tagelang. Wochenlang. Du nennst es Feintuning. Ich nenne es: kreative Selbstsabotage.
Willkommen in der Hölle des modernen Musikmachens: Overthinking.
Die Krankheit der Musiker und Producer, der ewigen Songwriter, der Quasi-Perfektionisten. Und ja, ich rede vielleicht genau von dir!
Früher: Tape rein, aufnehmen, fertig.
Heute: “Ich weiß nicht, ob die Snare genug Punch hat…”
Damals, als Bands noch in Proberäumen gestunken haben, wurde Musik gemacht, nicht zerredet. Du hattest zwei Takes, vielleicht drei. Kein Autotune, kein „wir schicken das nochmal ins Mastering“, kein „lass noch mal die Vocals layern“. Du hattest Ideen, Energie, Schweiß und dann war der Song da.
Heute? Du sitzt vor deiner DAW wie ein Chirurg mit Zwangsstörung. Du hast 842 Drum-Samples zur Auswahl, aber keines davon ist „genau richtig“. Du hast 17 Synth-Presets auf einem Akkord, aber du kannst dich nicht entscheiden, welcher Pad-Sound die emotionale Tiefe deines Refrains wirklich rüberbringt. Und am Ende – Überraschung – machst du gar nichts. Der Song verrottet auf deiner Festplatte. Herzlichen Glückwunsch!
Overthinking ist der Tod der Intuition
Musik entsteht aus Emotion. Aus Momenten. Nicht aus Tabellen, Referenz-Tracks und stundenlangen Mix-Analysen. Wenn du nachdenken musst, ob dein Song gut ist, dann ist er es wahrscheinlich nicht. Oder schlimmer: Er war es mal, bis du ihn zu Tode optimiert hast.
Overthinking ist wie Unkraut in deinem kreativen Garten. Es wächst langsam, still, schleichend, bis plötzlich alles überwuchert ist. Kein Platz mehr für rohe Energie, für spontane Entscheidungen, für echte Magie.
Der Mythos vom perfekten Song ist eine moderne Krankheit
Du willst, dass dein Song klingt wie Billie Eilish, produziert wie von Rick Rubin… und gesungen wie The Weeknd? Klingt geil. Weißt du, was dann passiert? Du kopierst drei Persönlichkeiten, die du nicht bist, in ein Produktionsdesign, das du vielleicht garnicht kannst.
Was du am Ende hast, ist kein Song. Es ist ein Kompromiss. Eine tote Hülle aus Referenzen, YouTube-Tutorials und vermeintlichen Standards, die dir irgendein 12 jähriger Pseudo-Musikcoach auf Instagram reingedrückt hat.
Der perfekte Song existiert nicht. Nur ehrliche Songs überleben. Authentizität schlägt Perfektion. Immer!
Warum du eigentlich Angst hast
Lass uns ehrlich sein: Overthinking ist nur ein Symptom. Dahinter steckt ein viel tieferes Problem:
Du hast Schiss.
✔️ Schiss davor, bewertet zu werden.
✔️ Schiss davor, dass jemand deinen Song nicht geil findet.
✔️ Schiss, dass du dich verletzlich machst.
✔️ Schiss davor, dass dein Scheiss nicht fett genug ist.
Also redest du dir ein, dass du „noch nicht fertig bist“. Du brauchst „noch ein bisschen Zeit“. Du willst „noch etwas feilen“.
Bullshit. Du versteckst dich hinter Technik, damit du dich nicht zeigen musst.
Vergiss Mixing! Mach erstmal Musik!
Viele Producer verbringen mehr Zeit mit dem Mix als mit dem Song selbst. Klingt absurd, ist aber Alltag. Die Kick ist geil, aber vielleicht doch lieber Sidechain mit 25ms Lookahead? Die Vocals sind nice, aber die Höhen könnten noch ein bisschen mehr „Arianna Grande Vibe“ bekommen?
Weißt du was? Mach doch erstmal einen geilen Song!
Ein Song, den man z.B. auf Gitarre vorspielen kann. Oder am Klavier. Oder auch einfach mit dem Handy aufgenommen, scheiß auf die Qualität. Wenn der Song als Idee nicht funktioniert, wird ihn auch kein 200€-FabFilter retten.
Kreativität braucht Grenzen und nicht unendliche Optionen
Die Ironie der heutigen Musikproduktion:
Wir haben mehr Tools als je zuvor, aber weniger gute Songs bzw. alle klingen irgendwie gleich.
Warum? Weil wir in Optionen ersticken.
Du kannst jeden Sound designen, jede Harmonie basteln, jeden Beat auf 1000 Arten variieren. Und genau das ist das Problem: Du triffst keine Entscheidungen mehr. Du experimentierst dich tot, bis dein Flow weg ist.
Kreativität entsteht oft aus Mangel, nicht aus Überfluss!
Sag nein zu Tutorials und fang an zu machen
Noch ein YouTube-Video, noch ein Sample-Pack, noch ein Kurs auf Skillshare. Klar, Weiterbildung ist wichtig. Aber irgendwann wird es zur Sucht. Zur Flucht.
Tutorial-Watching ist das neue Prokrastinieren.
Du bildest dich fort, ohne jemals etwas umzusetzen. Du konsumierst Kreativität, ohne selbst kreativ zu sein.
Wach auf!
Die besten Produzenten der Welt haben nicht auf alles eine Antwort. Sie machen einfach und lernen dabei.
Die Musikindustrie und am Ende der Konsument, interessiert sich nicht für deinen 37. Mix
Weißt du, was Labels, A&Rs und Hörer wollen? Emotionen. Energie. Wiedererkennbarkeit.
Nicht: „Wow, dieser Highcut bei 17,3 kHz ist aber sauber implementiert.“
Nicht: „Toll, wie das LCR-Panning im dritten Refrain subtil die Raumtiefe verändert.“
Kein Schwein interessiert sich für deine technischen Spielereien, wenn dein Song kein Gefühl auslöst. Wenn du keinen Punkt hast. Keine Vision. Kein Warum.
Lieber 100 rohe Songs als 1 toter Perfektionstrack
Willst du wachsen? Willst du wirklich besser werden?
Dann hör auf zu basteln und fang an zu veröffentlichen.
Unfertig. Roh. Echt.
Release 100 Tracks in einem Jahr und du lernst mehr als in 10 Jahren DAW-Koma. Feedback kommt nicht aus deiner Komfortzone, sondern aus dem echten Leben.
Mach Fehler. Lass was schief klingen. Es ist Musik, keine Matheprüfung.
Overthinking ist Ego und dein Ego ist dein Feind
Perfektionismus klingt nobel, ist aber oft nichts weiter als Selbstverliebtheit im Tarnanzug. Du willst nicht kritisiert werden. Du willst, dass alles makellos ist. Du willst, dass jeder denkt: Boah, was für ne krasse Type.
Aber Kunst entsteht nicht, wenn du versuchst, geil zu wirken.
Sie entsteht, wenn du ehrlich bist.
Drop the ego. Drop the Anspruch. Drop den Filter!
Lösung: Begrenze dich radikal
Hier ein Vorschlag: Nenn es Challenge, nenn es Experiment, nenn es kreative Therapie:
✔️ Nimm dir 3 Stunden Zeit.
✔️ Erlaube dir maximal 7 Spuren.
✔️ Kein Plugin. Keine Nachbearbeitung.
✔️ Nur ein Thema, eine Emotion, ein Take.
Und dann: MACH DEN SONG FERTIG! Exportieren. Hochladen. Punkt.
Du wirst überrascht sein, wie gut du bist, wenn du dir nicht selbst im Weg stehst!
Hör auf zu denken und fang an zu fühlen!
Overthinking ist kein Qualitätsmerkmal. Es ist ein kreativer Virus.
Dein Kopf ist laut, aber dein Herz ist stumm. Du bist busy, aber nicht produktiv. Du arbeitest, aber du schaffst nichts.
Der Unterschied zwischen erfolgreichen Artists und gescheiterten Bedroom-Producer-Philosophen?
Die einen machen. Die anderen denken.
Also: Schluss mit den 37 Versionen deiner Demo. Raus aus dem Kopf. Rein ins Gefühl.
Denn der nächste große Song, der entsteht nicht in deinem EQ.
Sondern in deinem Bauch.