Tonstudio Mannheim

DER BESTE SOUND BEGINNT MIT EINEM GUTEN SONGWRITING!

Songwriting

DER BESTE SOUND BEGINNT MIT EINEM GUTEN SONGWRITING!

Warum Sound und Druck nichts mit Studiotechnik, sondern mit Songwriting zu tun hat!

 

In jeder Diskussion unter Musikproduzenten, Mix-Engineers oder ambitionierten Bedroom-Producern fällt früher oder später dieser Satz: „Der Song klingt fett, weil er geil gemischt ist.“ Oder: „Ich brauche bessere Plugins, dann wird mein Sound endlich druckvoll.“ Und ganz vorne dabei: „Liegt bestimmt am Mastering.“

Bullshit.

Was, wenn ich dir sage, dass 90 % deines „Drucks“, deines „Sounds“, deiner „Kante“ und „Power“ nichts, absolut nichts mit Plugins, Mischpulten oder teuren Outboard-Geräten zu tun haben? Sondern mit dem Songwriting!

Ja, richtig gehört. Nicht mit deinem SSL Fusion. Nicht mit deinem Universal Audio Interface. Nicht mit deinen sündhaft teuren Genelec 8361ern. Sondern mit deiner Musik. Mit deinem Arrangement. Deinen Harmonien. Deiner Rhythmik. Deinen Pausen. Deinen Hooks. Deinen Kontrasten.

Sound beginnt im Kopf, nicht im Interface!

 

Es ist ein Trugschluss zu glauben, man könne durch Technik einen schlechten Song retten oder aus einem mittelmäßigen Arrangement einen Killer-Track machen. Klar man kann alles sauber mischen. Man kann „laut“ mastern. Man kann „glänzen“ lassen. Aber wenn der Song kein Fundament hat, wird er trotzdem zusammenbrechen.

Druck, Tiefe, Emotion und Sound entstehen im Songwriting, nicht im Mix.

Beispiel: Nimm den Song „Seven Nation Army“ von The White Stripes. Minimalistisch produziert, kein fetter Bass, keine komplexe Produktion. Und trotzdem: Druck ohne Ende. Warum? Weil das Riff funktioniert. Weil die Rhythmik greift. Weil der Song eine Identität hat. Du kannst das Ding auf dem Handy hören oder im Club, es knallt.

 

Dein Songwriting entscheidet über die Klangfarbe, nicht der EQ!

 

Ein typischer Anfängerfehler: Man versucht über EQs, Exciter und Saturation einen bestimmten Klang zu erzeugen, ohne zu merken, dass es viel einfacher gewesen wäre, den Sound kompositorisch zu gestalten.

Beispiel: Du willst, dass dein Refrain „größer“ klingt als die Strophe? Dann reduziere im Verse das Arrangement, nimm Elemente raus, spiele mit der Dynamik. Mach eine Pause vor dem Chorus. Verzichte bewusst auf „alles gleichzeitig“.

Ein Mix kann nur das formen, was der Song vorgibt. Ein Mix ist wie das Licht auf der Bühne: Du kannst einen Schauspieler gut ausleuchten, aber wenn er schlecht spielt, wird es trotzdem kein Oscar-reifer Auftritt.

 

Druck kommt durch dein Arrangement, nicht durch deinen Limiter!

 

Viele Produzenten setzen auf Limiting, Saturation oder Parallelkompression, um „Druck“ zu erzeugen. Dabei wird völlig übersehen: Druck entsteht durch musikalische Dichte, nicht durch Lautheit.

Ein dichter Refrain wirkt nur dann druckvoll, wenn er in Relation zur Strophe steht. Dynamik ist kein Effekt, sie ist ein kompositorisches Werkzeug.

✔️ Breakdowns erzeugen Luft.
✔️ Build-Ups erzeugen Spannung.
✔️ Pausen geben Energie zurück.
✔️ Gegenüberstellungen machen Teile „groß“.

 

Wenn jeder Moment des Songs gleich laut und fett ist, wird nichts mehr laut und fett wirken. Druck ist ein relativer Eindruck.

 

Instrumentation statt Plugins!

 

Ein weiteres Problem: Viele setzen auf die immer gleichen Sample Packs, die gleichen Kick-Drums, dieselben Snare-Sounds, in der Hoffnung, dass ihr Track „wie die Profis“ klingt.

Aber was macht z. B. einen Song von Billie Eilish oder Woodkid so besonders? Nicht die Kick. Nicht der Hall. Sondern das kreative Sounddesign in Verbindung mit einem durchdachten Arrangement.

Sound beginnt bevor du auf „Record“ drückst. Es geht um die Auswahl der Sounds im Songkontext, um Klangfarben, die zueinander passen und nicht um technische Qualität. Eine billig klingende Gitarre kann genial klingen, wenn sie bewusst eingebaut wird. Eine High-End-808 kann langweilig wirken, wenn sie einfach nur „druntergelegt“ wurde.

 

Emotion kommt durch Struktur, nicht durch Effektgeräte!

 

Effekte sind keine Emotionsträger. Du kannst ein Vocal mit Reverb und Delay zukleistern, aber wenn der Text leer ist und die Melodie seelenlos, bleibt es ein Klang ohne Wirkung.

Ein Song berührt durch:

✔️ Melodische Bögen
✔️ Harmonische Spannungen
✔️ Unerwartete Wendungen
✔️ Sprachrhythmus und Artikulation
✔️ Dramaturgie

 

Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Ein guter Songwriter denkt in Emotionen, nicht in Plug-in-Ketten.

 

Mixing ist Veredelung und nicht Schöpfung!

 

Der Mix ist das Finish. Die letzte Instanz. Die Kür, nicht die Pflicht.

Klar, ein guter Mix kann Potenzial voll ausschöpfen. Aber er kann kein Potenzial erschaffen. Die Rohmasse, die Musik selbst muss schon stimmen.

Ein schlechter Song klingt auch mit Chris-Lord-Alge-Mix langweilig. Ein guter Song knallt selbst mit einem Lo-Fi-Mix aus dem Homestudio.

 

Referenz-Fehler: Du vergleichst Äpfel mit Bomben!

 

Viele junge Produzenten vergleichen ihren 12-Spur-Demo-Track mit einer Major-Produktion von 50 Leuten, mehreren Studios und Millionenbudget. Und denken: „Das liegt an den Tools.“ Falsch.

Diese Tracks funktionieren nicht wegen des Mixes, sondern trotz des Mixes. Sie funktionieren, weil die Songs kompositorisch auf höchstem Level sind:

✔️ Starke Hook
✔️ Klare Struktur
✔️ Punktgenaue Dynamik
✔️ Harmonische Raffinesse oder radikale Einfachheit
✔️ Arrangement mit Funktion

Wenn dein Track nicht funktioniert, fang nicht beim Mix an, fang beim Songwriting an!

 

Die Produzentenlüge: Technik als Ablenkung

 

Warum reden so viele über Gear, Plugins und Mixing-Tricks? Weil es einfacher ist, sich mit Tools zu beschäftigen, als sich mit der eigenen kreativen Substanz auseinanderzusetzen.

Denn Technik ist planbar. Kreativität ist Risiko.

Aber: Der Unterschied zwischen „klingt okay“ und „zerreißt mich innerlich“ ist niemals der EQ. Es ist immer die Musik.

 

Sounddesign ist Teil des Songwritings

 

Was viele übersehen: Auch Sounddesign, also z. B. die Auswahl oder das Bauen einer fetten Kick, die richtige Wahl des Amps oder Terz- und Quintendopplungen beim den Vocals ist Teil des Songwritings.

Denn:

✔️ Eine Kick, die bei 808 Hz resoniert, beeinflusst die Tonalität des Beats.
✔️ Ein Synth mit hohem Attack beeinflusst die Rhythmik der Line.
✔️ Eine Hallfahne auf der Snare erzeugt Raumgefühl, das sich auf die Dramaturgie auswirkt.

Diese Entscheidungen gehören nicht zum Mixing, sie gehören zur Komposition. Sie entscheiden darüber, wie der Song funktioniert, nicht wie er technisch klingt.

 

Der beste Sound beginnt mit einem verdammt guten Song!

 

Wenn du willst, dass dein Song fett klingt, dann schreib einen fetten Song!

Wenn du willst, dass dein Track emotional wirkt, dann schreib Melodien, die ins Herz gehen.

Wenn du willst, dass dein Beat drückt, dann arrangiere ihn mit Sinn für Spannung und Entladung.

Mach deine Hausaufgaben im Songwriting, dann wird der Mix plötzlich leicht. Dann musst du keine Frequenzen mehr „suchen“, keine Kompressoren „optimieren“, keine magischen Presets finden.

Denn dann ist der Song schon geil. Und das ist am Ende alles, was zählt.

 

Technik ist das Werkzeug. Musik ist die Substanz. Fang bei der Substanz an. Alles andere ist nur Glanz auf einer rostigen Karre, sieht gut aus, fährt aber nicht.